Jörg Barowski
Bäckerei Justus aus Bramsche mit neuen Konzepten und einer Fusion weiterhin älteste Bäckerei im Kammerbezirk.
Ob Opas leckerer Butterkuchen, Kalles Abendbrot oder das überregional beliebte Treberbrot der Osnabrücker Hausbrauerei Rampendahl: Nicht nur die Spezialrezepte haben eine lange Tradition bei Justus. Im letzten Jahr feierte der Betrieb aus Bramsche sein 200-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung 1823 hat sich das Familienunternehmen von einer kleinen Backstube zu einem erfolgreichen Handwerksbetrieb und Bäckergastronomie mit 150 Mitar-beitern entwickelt.
Zu seinem Jubiläum ist Justus auch technisch und energetisch auf dem neuesten Stand. „Im vergangenen Jahr haben wir in unserer Backstube in Bramsche-Engter 650.000 Euro in eine moderne Ofenanlage investiert. Durch diese neue Ofentechnik mit Herdabschaltplänen in den Filialen reduzie-ren wir unseren Energieverbrauch um bis zu zehn Prozent. Bereits seit 2012 haben wir außerdem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unserer Pro-duktion“, berichtet Geschäftsführer und Inhaber Jörg Barowski.
„Wir freuen uns sehr, dass es noch Betriebe gibt, die so lange familiengeführt werden“, erklärt Andreas Nünemann, Präsi-dent der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim mit Blick auf die lange Historie des Traditionsbe-triebs. Gerade im Bereich des Bäckereihandwerks stellt die Kammer einen immensen Konzentrationsprozess in den letz-ten Jahren fest, wobei auch verstärkt Fusionen und Betriebs-verkäufe zu verzeichnen sind. Auch die Traditionsbäckerei Justus hat die Vorteile einer Fusion mit einem Mitbewerber erkannt: Das Unternehmen fusionierte Anfang des Jahres mit der Bäckerei Berelsmann.
„Wir haben diese Fusion lange vorbereitet und freuen uns sehr auf die gemeinsame Partnerschaft“, erklärt Jörg Barowski. Seit dem 1. Januar 2024 arbeiten beide Traditions-unternehmen Hand in Hand. Die eigenen Filialen und Marken bleiben dabei zunächst bestehen. Die Verwaltung und die Produktion der Traditionsbäckereien werden zusammen-gezogen. Stellenstreichungen sind dabei nicht geplant. Viel mehr profitieren beide Seiten davon, dass Abgänge beispiels-weise aufgrund des Alters besser kompensiert werden können. „Wir sind froh, dass wir auch in der Geschäftsführung nun die Arbeiten auf mehreren Schultern verteilen und diese zielgerichteter abarbeiten können”, erklärt Jörg Berelsmann, der zusammen mit Elena Berelsmann die Wallenhorster Bäckerei führt. Durch die neue Größe des Teams sollen sich zudem flexiblere Möglichkeiten für die Angestellten ergeben. „Diese Fusion geschieht aus der Stärke beider Bäckereien heraus, damit wir unsere Filialen zukunftssicher weiterführen können“, erläutert Jörg Barowski den Schritt.
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Bäcker-handwerks zählt die 1823 von Franz Justus gegründete Bäckerei zu den ältesten Betrieben dieses Gewerks in Deutschland.
Heute leitet Jörg Barowski den Familienbetrieb in sechster Generation. Der Handwerkstradition ist Justus bis heute treu geblieben, hat aber sein Angebot im Laufe der Zeit stetig modernisiert und ausgebaut. Inzwischen gehören 19 Verkaufsstellen in und um Bramsche sowie im benachbarten Nordrhein-Westfalen dazu. Auf die lange Tradition weist das „Café 1823“ direkt am Markt in Bramsche schon im Namen hin. „Das Café ist unser Leuchtturm. 1994 haben wir es als erstes Nichtraucher-Café eröffnet und nach einer Verpachtung 2010 wieder zu neuem Leben erweckt“, so der Konditor, Bäckermeister und Betriebswirt des Handwerks.
Trotz der positiven Entwicklung ist der Fachkräftemangel auch bei Justus deutlich spürbar. „Auszubildende haben wir seit Jahren nicht mehr. Nicht, weil wir sie nicht wollen. Wir bekommen einfach keine jungen Menschen, die Bäcker werden wollen. Früher haben wir sogar schon den Innungssieger gestellt. Im Verkauf arbeiten wir auch mit Seiteneinsteigern, die wir ständig suchen“, so Jörg Barowski. „Allgemein haben viele Menschen während der Corona-Zeit gemerkt, dass es auch mit weniger Arbeitsstunden geht. Wenn vier Vollzeitkräfte ihre Arbeitszeit um zehn Stunden reduzieren, fehlt am Ende eine ganze Stelle. Daher arbeiten wir im Verkauf jetzt noch mehr mit Teilzeitkräften.“
Um Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen, ist Justus auf vielen Wegen unterwegs. Vor allem im Bereich Social Media und auf Online-Marktplätzen hat der Betrieb seine Anstrengungen intensiviert, um auf einen Job bei Justus aufmerksam zu machen. In den Vordergrund stellt Jörg Barowski dann die Benefits wie zum Beispiel das attraktive Angebot der Lebensarbeitszeitkonten, die Justus seit 2011 anbietet. Dafür hat der Betrieb im Jahr 2017 den Innungs-Oscar erhalten.
Was den Bäckerei-Chef neben dem Fachkräftemangel zunehmend beschäftigt, ist die fortschreitende Digitalisierung: „Optimierte Prozesse effektiv zu steuern, bedeutet eine große Herausforderung im Bäckerhandwerk.“ Ein großes Thema sei die Bestellsteuerung: „Früher war der Absatz berechenbar. Wir hatten eine Retourenquote zwischen fünf und acht Prozent. Heute haben wir aber das Zwei- bis Dreifache der Retouren von früher.“ Den Grund für den Anstieg sieht Barowski in dem unberechenbaren Einkaufsverhalten der Kunden. „Früher wusste man, wenn das Wetter gut oder ein Feiertag ist, wie hoch der ungefähre Absatz sein wird. Heute kann man diesen an nichts mehr festmachen“, erläuterte der Geschäftsführer.
Mit Spannung beobachtet Barowski daher die Chancen, die der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ermöglicht. Mithilfe von KI werde auf der Basis von Daten versucht, Muster zu finden, um so den Absatz von Backwaren berechenbarer zu machen. Um die übriggebliebenen Backwaren nachhaltig und sinnvoll einzusetzen, arbeitet daher die Bäckerei Justus schon seit 1997 mit der Bramscher und Osnabrücker Tafel zusammen.
JB3 GmbH & Co KG
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