Klaas Johannink
Schon nach dem zweiten Klingeln meldet sich Klaas Johannink am Handy, es klingt nach Freisprecheinrichtung im Auto: Also, ein Interview für ein Buch wolle man mit ihm führen? Klar, da sei er gern dabei! Solle es dabei denn mehr um seine Firma gehen oder um seinen Vorstandsvorsitz bei der Wirtschaftsvereinigung in der Grafschaft Bentheim und damit um Wirtschaft ganz allgemein?
Auf die Antwort, dass es sowohl um die Firma als auch um die Wirtschaft der Grafschaft, aber vor allem um ihn als Person gehen soll, lacht Johannink und sagt: „Prima, also dann treffen wir uns am besten bei uns in der Firma bei Ringoplast.“ Und noch ehe man ihn persönlich kennengelernt hat, fällt einem die außergewöhnlich wohlklingende Stimme auf – doch dazu später mehr.
Der Firmensitz von Ringoplast liegt nahe der Grenze zu den Niederlanden zwischen Emmen und Nordhorn im kleinen Örtchen Ringe. Hier stellen sie mit ihren Spritzgussformen Behälter her. Spritzguss was? Das sind die großen Werkzeuge, mit denen – einfach gesagt – vor allem stapelbare Kästen aus Kunststoff gefertigt werden. Also ultrapraktische Produkte, wie sie fast überall in der Industrie, vor allem in der Nahrungsmittelindustrie, aber auch im Handwerk, im Gartenbau, in der Lagerlogistik oder auf jedem Wochenmarkt gebraucht werden. Gegründet 1985 vom Vater, führt Klaas Johannink das Unternehmen Ringoplast heute gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Bruder Hendrik. Ringoplast – da muss noch schnell die Frage erlaubt sein, die Klaas Johannink vermutlich schon nicht mehr hören kann: Wieso dieser Name? Und hat das etwa was mit Ringo Starr zu tun? Wieder lacht der Chef und sagt mit dieser angenehmen Stimme: „Nein, auch wenn ich die Beatles persönlich sehr mag. Aber der Name kommt natürlich vom Ortsnamen Ringe,
denn nach der Gründung der Firma hat mein Vater mit den damaligen Mitarbeitern bei kreativen Kaltgetränken über einen gut klingenden Namen nach-gedacht und ein Mitarbeiter hat dann eben Ringoplast erfunden.“ Den Namen gibt es heute noch, den Mitarbeiter bei Ringoplast übrigens auch. Und könnte die auf Kunststoff spezialisierte Firma denn zumindest theoretisch auch Vinyl-Schallplatten mit Musik von Ringo Starr produzieren?
Nochmal ein Lachen: „Nein, das ist ein völlig anderer Kunststoff.“
Der Kunststoff, mit dem sie bei Ringoplast arbeiten, hält richtig viel aus – das beweisen die Produkte, wenn sie im Alltag zeigen müssen, was sie im Wortsinne auf dem Kasten haben. Und der Kunststoff hält auch Kritik aus, schließlich kennt Klaas Johannink die Debatte um Plastik und Recycling und hat dazu gleich eine Geschichte parat: „Eine Bäuerin mit einem Bio-Bauernhof, die ihre Produkte auf Wochenmärkten verkauft
und dabei unsere typischen grünen Kästen nutzt, ist auch
im Internet auf Instagram sehr aktiv. Da hat sie wegen der Be-hälter mal einen kleinen Shitstorm erlebt von wegen Bio und Plastik und sich dann an uns gewandt.“ Was tun? Er habe der Bäuerin geraten, sich einfach mal die Stempel auf den Kästen anzuschauen, die über das Produktionsjahr Aufschluss geben. Und siehe da: „Die meisten Kästen waren viele, viele Jahre alt und immer noch im Einsatz, auch das ist schließlich Nachhal-tigkeit.“ Wo wir gerade beim Thema sind, erklärt Klaas Johannink noch: „Weil unsere Produkte aus nur einer Sorte Kunststoff bestehen, lassen sie sich im Falle des Falles dann eben auch sehr gut recyceln, was wiederum die Umwelt schont.“
Der Gedanke des umweltschonenden Umgangs mit Ressour-cen war auch beim Bau des neuen Firmensitzes in Ringe-Neugnadenfeld vor ein paar Jahren entscheidend: „Weil wir für unsere Produktion viel Energie benötigen und diese Energie dabei so effizient wie möglich nutzen wollen, können wir hier nun durch die moderne Architektur quasi als Nebeneffekt unserer Produktion die Gebäude im Winter heizen und im Sommer kühlen.“ Und warum sollte es nicht möglich sein, in Zukunft mit weiterer Abwärme auch Häuser in der Nachbar-schaft zu versorgen?
Mit den Worten „Zukunft“ und „Nachbarschaft“ hat sich Klaas Johannink dann auch gleich selbst die Stichworte für den inhaltlichen Schwenk von seiner Fima hin zur gesamten Wirtschaft in der Grafschaft Bentheim gegeben, deren Interessen er als Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsvereinigung ver-tritt: „Bei uns kann man wirklich besichtigen, wie ein Strukturwandel mustergültig gelungen ist von der beherrschenden Textilindustrie und deren Nie-dergang hin zu einem vielfältigen, innovativen und darum auch leistungsfähigen und belastbaren Mix aus den verschiedensten Sparten, Gewerken, Produkten und Handwerken.“ Diese Vielfalt mit der Mischung auch aus kleinen und großen Betrieben sei die große Stärke der Grafschafter Wirtschaft und damit auch der Gesellschaft: „Es gibt hier eben zum Glück keinen ganz großen Player mehr und wenn der hustet, bekommen alle Fieber, sondern
ein starkes Netz des gesunden Mittelstandes.“ Genau diese Mischung mache die Grafschaft Bentheim aus, sagt der 1976 in Nordhorn geborene
Johannink. Und genau deswegen sei er mit seiner Frau nach dem Studium in Osnabrück und einer wirklich schönen Zeit in Hamburg auch wieder zu-rückgekommen nach Nordhorn: „Wir beiden kennen uns seit der Schule, haben in Hamburg geheiratet und gern dort gelebt, aber unsere Kinder wollten wir dann doch in unserer Heimat in Nordhorn aufwachsen sehen.“
Ohnehin sei der Draht in die Heimat nie abgerissen, was der Region durchaus zugutekomme: „Schon unser Vater war ein begeisterter Freund und Spon-sor der HSG und wir als Ringoplast sind da natürlich auch weiterhin voll am Ball.“ Für die wenigen Nicht-Sportfans sei erklärt: „HSG“, das steht für die Handballspielgemeinschaft Nordhorn und die ist das sportliche Aushängeschild der Region. Der Verein pendelt zwischen 1. und 2. Bundesliga und hat auch schon mal den europäischen EHF-Pokal gewonnen. Auch andere Vereine und Verbände profitieren von der regionalen Verwurzelung der Firma, die bei Ringoplast ein echter Standortvorteil ist: „Wer hier arbeitet, ist zum Glück oft ein guter Botschafter für unser Unternehmen. Dann kann es auch mal passieren, dass die eigenen Kinder oder andere Verwandte oder Bekannte ebenfalls bei uns anfangen.“ Was in Zeiten des Fachkräftemangels gar nicht hoch genug einzuschätzen sei, so der Unternehmer.
Ebenfalls mit Sport zu tun, aber weniger mit Halle und Bällen als viel mehr mit Wind und Wellen, hat die ganz große Leidenschaft des Privatmanns
Klaas Johannink: Der Mann ist begeisterter und begeisternder Segler. Schon seit Kindertagen ist er auf dem Wasser: „Ich habe ganz klassisch angefan-gen mit den entsprechenden kleinen Booten vom Optimisten bis zur Jolle.“ Und weil es von Nordhorn nicht weit bis zur Nordsee ist und neben dem Segeln irgendwann auch noch anderer Wassersport lockte, sei relativ früh das Windsurfen dazu gekommen: „Neben der tollen Sportart war natürlich auch immer der damit verbundene Lifestyle klasse, keine Frage.“
Seit er vor gut einem Jahrzehnt zweifacher Vater geworden sei, stehe das Segeln aber wieder im Mittelpunkt: „Wir haben ein Boot am Ijsselmeer und seit Jahren ist der Familienurlaub dort gesetzt.“ Der Nordhorner taucht mit seinem aktuellen Boot und einem fachkundigen Testbericht sogar auf der Home-page des renommierten Magazins „Yacht“ auf und präsentiert dort die Vorzüge seines gut zehn Meter langen Segelboots in einer sehenswerten Bilder-galerie. Sein Wissen rund um die diversen Sport- und Spielarten mit dem Wind gibt Johannink übrigens nicht nur im Bootsclub Nordhorn weiter. Er war landesweit mit seinen Mitstreitern im Bootsclub auch der Erste, der sein Wissen rund um das Stand Up Paddling (SUP) nicht nur an Schüler, sondern gleich an Lehrer weitergegeben hat: „Wir machen in Nordhorn Kurse für Sportlehrer und wollen die Pädagogen dafür begeistern, das SUP an ihre Schu-len weiterzugeben.“ Diese Kurse für Lehrer seien sehr gefragt und würden inzwischen auch von anderen Segelclubs angeboten.
Und mit dieser Story über die paddelnden Lehrer hat sich Klaas Johannink schon wieder selbst ein Stichwort gegeben. Man kann nun gleich angeregt
mit ihm diskutieren über die große Verantwortung der Pädagogen und deren oft fehlende gesellschaftliche Wertschätzung – als Ehemann einer Leh-rerin kennt er sich hier besonders gut aus. Gerne würde man ihm ewig weiter zuhören, was natürlich auch an der zu Anfang schon erwähnten bemer-kenswert angenehmen Stimme liegt. Dazu war ja auch eingangs noch mehr Inhalt versprochen worden, also bitte: Im Studium war Klaas Johannink eher zufällig als freier Mitarbeiter zum Radio gekommen, hat dort bei „Radio RST“ in vielen Semesterferien mit großer Begeisterung Beiträge recherchiert und gesprochen: „Genscher oder Merz zu interviewen, das war schon echt spannend.“ Mit dieser Stimme hätte er also auch durchaus beim Radio Karriere machen können – und dann vielleicht einen Song von Ringo Star angesagt.
Ringoplast GmbH
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