Ullrich Kasselmann
Es muss schon wirklich viel passieren, wenn der Oberbürgermeister der stolzen Friedensstadt Osnabrück ganz offiziell bekennt, er werde zu-künftig nur noch von „Osnabrück bei Hagen“ sprechen. Zumal es sich bei diesem Hagen auch nicht etwa um die Großstadt im nahen Nordrhein-Westfalen, sondern um die 14.000-Einwohner-Gemeinde Hagen am Teutoburger Wald (a.T.W.) im Osnabrücker Umland handelt. Der Grund für dieses durchaus demütige Bekenntnis des damaligen Oberbürgermeisters und heutigen Ehrenbürgers von Osnabrück, Hans-Jürgen Fip, liegt in besagtem „kleinen“ Hagen am dortigen Borgberg und heißt Hof Kasselmann.
Denn als vor vielen Jahren der osteuropäische Veranstalter der Europa(!)meisterschaften im Dressurreiten ganz überraschend und auch noch äußerst kurzfristig abgesagt hatte und die Not groß war, da sprang der Hof Kasselmann in die Bresche und stampfte von jetzt auf gleich eine perfekt organisierte Europameisterschaft aus dem Hagener Boden. Die wurde sehr feierlich und natürlich live im Fern-sehen eröffnet auf dem historischen Marktplatz in Osnabrück – und nötigte dem damaligen Stadtoberhaupt jenes später oft zitierte Bonmot „Osnabrück bei Hagen“ ab.
Gute Gründe also für einen Besuch auf dem Hof Kasselmann und bei Ullrich Kasselmann, dem Kopf und Macher hinter dieser ganz feinen Adresse des Reitsports von weltweitem Ruf. Der Hausherr empfängt mit freundlichem Lächeln und bittet mit einladender Geste in den Gelben Salon, ein mit Kamin und Bar ebenso sehenswert stilvoll wie gediegen funktional eingerichtetes Gebäude neben dem privaten An-wesen der Familie. Die Gastfreundschaft hier ist legendär, der Hausherr lässt es sich nicht nehmen, den Kaffee nach den Wünschen des Gastes persönlich zu kredenzen und gleich die erste Erklärung zum vielsprachigen Gewusel der Reiterinnen und Reiter auf der malerischen und weitläufigen Anlage zu geben: „Hier leben und arbeiten Menschen aus rund 25 Natio-nen, die sich mit allen Facetten rund um das Thema Pferd beschäftigen.“ Der Reitsport aus aller Welt trifft sich hier also auf einer weltweit wohl einmaligen privaten Reitanlage, die mit ihren Wohn- und Gästehäusern im schmucken Fachwerkstil, mit ihren sechs Reit- und Longierhallen, vier Außendressur-vierecken, dem Springplatz, dem Reitstadion für Turniere, einer eigenen Schmiede, der Rennbahn, den Weiden und Paddocks und der Veterinärstation eine ganz eigene Welt auf rund 40 Hektar bildet.
Dieser tägliche Blick der vielen Nationen auf sein beschau-liches Hagen a.T.W. im Osnabrücker Land hat Ullrich Kasselmann ganz aktuell denn auch zu seiner neuesten Idee und einer Bitte an die Politik gebracht, aber davon später mehr. Blicken wir vorher noch auf den erfolgreichen Weg des Pferdefachmanns – zumindest im Schnelldurchlauf, alle Details und Stationen gäben schließlich genug Stoff her für ein eigenes Buch. Also, wie fing alles an? „Der Hof ist seit 1.000 Jahren in Familienbesitz“, so Kasselmann, der die bewegte Geschichte seiner Familie historisch hat recherchieren und in einem 200 Seiten starken Buch niederschreiben lassen.
Und der Hoferbe in 14. Generation hält natürlich auch das fachkundig restaurierte Original des Freiheitsbriefes von Friedrich dem Großen in Ehren, mit dem sich sein Vorfahre Heinrich Casselmann für genau 1512 Taler im Jahre 1763 und den drei folgenden Jahren von Frondienst und Leibeigenschaft freigekauft und den Hof in Erbpacht übernommen hatte. Auch dieses Wissen um die historischen Wurzeln sei ein Grund für den heutigen Erfolg, so Ullrich Kasselmann: „Wir denken wie gute freie Bauern immer in langen Linien und in Generationen und haben keine fremden Herren wie etwa Aktio-näre, die wir bedienen müssen.“ Da ist Kasselmann bei aller Weltläufigkeit und all seinen vielen Kontakten zu den Mächtigen aus Wirtschaft und Politik doch immer eng mit seiner Scholle am Borgberg verbunden geblieben, was ein echtes Glück für Hagen a.T.W. ist und regelmäßig die große Welt in die gepflegte kleine Gemeinde in den Ausläufern des Teutoburger Waldes führt.
Aber wir waren ja bei der Geschichte. Wie ging es weiter? „Spannend wurde es tatsächlich bei meinem Großvater August, der den Hof zu einer damals noch Sommerfrische genannten Urlaubslocation gemacht hat“, erzählt der Enkel: „Für die ordentlich zahlenden Gäste, oft gut betuchte Unternehmer aus dem Ruhrgebiet oder auch die Kaffeefamilie Jacobs, hat mein Großvater sogar das erste Schwimmbecken hier in Hagen gebaut.“ Und weil in der Familie auch damals schon immer gleich etwas größer gedacht wurde, schickte der Großvater seine Töchter nach Italien, um die dortige Kochkunst zu erlernen und mit heimzubringen nach Hagen. Um im Schnelldurchlauf zu bleiben: Nach Kriegswirren, einem verheerenden Brand von 1967, dem Wie-deraufbau und einem vom Vater vollzogenen Wechsel der Erbfolge vom Ältesten- zum Jüngstenrecht kam der Hof 1972 in die Hände des heutigen Hausherrn. Und der brachte seine bis dahin erworbenen Kenntnisse und Kontakte in der Reitsportszene in die Zukunft des Hofes ein, hatte er im Betrieb des renommierten Hippologen Hans-Joachim Köhler in Verden als erfolgreicher Auktionsreiter doch das Handwerk par excellence erlernt bei Bubi Günther, Willy Schultheiß oder auch Harry Boldt: „Der hat immerhin 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio die Silbermedaille im Einzel und Gold mit der Mannschaft gewonnen und dann zwölf Jahre später nochmal Silber in Montreal und war später Bundestrainer für das Dressurreiten.“ Hier in Verden lernte der Hagener auch seine spätere Ehefrau Bianca kennen, die als Deutsche Meisterin im Spring- und Dressurreiten jede Menge Fachkunde mitbrachte.
Mit diesem illustren Rüstzeug und der Frau fürs Leben versehen war Ullrich Kasselmann dann bestens vorbereitet für eine der prägendsten geschäft-lichen und persönlichen Freundschaften seines Lebens: „In den 80er-Jahren fragte mich Paul Schockemöhle, ob ich daran interessiert wäre, gemeinsam mit ihm ein Gestüt zu kaufen. Dieses Geschäft kam nicht zustande und Paul sagte mir, dass wir in den USA eine Pferdeauktion durchführen sollten. Ich flog daraufhin nach New York. Hier wurde die ‘Performance Sales International’ (P.S.I.) gegründet und im Jahr 1981 wurde die erste Auktion mit unseren Pferden in Newport, Rhode Island abgehalten. Darauf folgte die zweite Auktion 1982 in Ocala, Florida.”
Nach ersten erfolgreichen Auktionen in den USA, bei denen er sogar Schauspiellegende Yul Brynner kennengelernt habe, sei es ihnen in Amerika dann aber zu riskant geworden: „Ich hatte kein gutes Bauchgefühl wegen der Produkthaftung, die dort immer unberechenbarer geworden ist, also wegen der legendären Katze in der Mikrowelle.“ Deshalb verlagerten die beiden herausragenden Pferdefachleute ihr Geschäft zurück nach Deutschland und ver-anstalten unter dem Qualitätssiegel „Performance Sales International“ (P.S.I.) seit Jahrzehnten ihre weltweit beachteten Auktionen in Ankum im nörd-lichen Landkreis Osnabrück. Hier werden bei jährlichen Auktionen 20 Millionen Euro und mehr umgesetzt, wobei Ullrich Kasselmannn auf einen Punkt besonders stolz ist: „Wir sind weltweit die einzige Auktion dieser Größenordnung, bei der ausschließlich Pferde aus unserer eigenen Zucht angeboten werden.“ Dabei zeige sich auch immer wieder eine grundlegende Wahrheit der Pferdezucht, wenn aus den mehr als 500 Fohlen pro Jahr die besten 50 Tiere zur Auktion kämen: „Aus Quantität folgt eben Qualität.“
Qualität und höchste Ansprüche sind auf dem Hof Kasselmann nicht nur bei den edlen Pferden gelebter Alltag: Durch die stets gastfreundlich geöff-neten Türen spazieren schließlich viele spannende große Namen aus Wirtschaft, Sport und Politik aus aller Welt. Ein Umstand, um den Ullrich Kasselmann in seiner souverän-zurückhaltenden Art kaum Aufhebens macht. Der aber gar nicht unbemerkt bleiben kann, wenn während des Gesprächs im Gelben Salon eine Mitarbeiterin mit einer brandeiligen Frage zu ihm kommt wegen eines geplanten Events und des musikalischen Supports und der Chef nur kurz antwortet, er habe alles schon mit Natascha von Dyk geklärt. Moment mal, die international erfolgreiche PR- und Marketing-Expertin und Ex-Frau des DJ Paul van Dyk? Ullrich Kasselmann lächelt: „Ja, beim Thema Pferd treffen sich eben Menschen aus allen Bereichen des Lebens, also aus dem Sport genauso wie aus den Medien.“ Da sind dann der ehemalige Chefredakteur von Deutschlands wichtigstem Nachrichtenmagazin oder der Chefredakteur von Deutschlands größter Boulevardzeitung genauso gern gesehene Gäste auf dem Hof Kasselmann wie junge Nachwuchs-Führungs-kräfte der lokalen Tageszeitung, die hier auf schillernde Gesprächspartner treffen dürfen. Und dass der bekanntlich aus Osnabrück stammende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius seine Hochzeit auf dem Rittergut Osthoff im nahen Georgsmarienhütte gefeiert hat, auf dem sich auch das Gestüt Osthoff im Besitz von Kasselmann befindet, erwähnt dieser auch nur eher beiläufig.
Fehlt noch was? Ach ja, die eingangs angekündigte Bitte des Weltenbürgers Ullrich Kasselmann an die regionale Politik: „Ich höre von den vielen Natio-nen, die bei uns leben und auch oft mit ihren Kindern kommen, immer wieder den Wunsch nach einer Internationalen Schule – das wäre auch mit Blick auf Universität und Hochschule Osnabrück oder internationale Firmen wie etwa Volkswagen oder die Spedition Hellmann doch wirklich ein tolles Ziel, um unsere Region weiter voranzubringen.“ Und das wäre dann auch nicht die erste weitsichtige Vision des Ullrich Kasselmann, die eines Tages wahr wird.
Hof Kasselmann GmbH & Co.KG
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